Mich hat es das erste Mal 2011 getroffen. Ich saß in einem Meeting meiner damaligen Agentur, als mich aus dem Nichts ein Schwall an Unwirklichkeit überkam. Mein Körper begann zu schwitzen, mein Herz raste, und plötzlich war da dieses Gefühl: „Hier stimmt etwas nicht.“ Alles um mich herum wirkte fremd. Ich fühlte mich wie ein Zuschauer meines eigenen Lebens.
Ich verließ fluchtartig das Meeting, nahm ein Taxi nach Hause. Die Freundin meines Bruders war zum Glück zu Hause. Ihr Satz prägte sich mir ein: „Du hattest gerade eine Panikattacke.“ Dieses Wort war mir bis dahin völlig unbekannt. Erst durch spätere Recherchen habe ich dann herausgefunden, dass es sich nicht nur um eine Panikattacke handelte, sondern auch auch Derealisation und Depersonalisation war.
Von diesem Zeitpuntk an begann eine mehrmonatige Reise in eine Angststörung, mehrere Einlieferungen in die Notaufnahme und mehrwöchige Arbeitsunfähigkeit. Doch am Ende habe ich es geschafft, diesen Zustand zu überwinden. Für mich war das schlimmste an diesem Zustand, dass ich das Gefühl hatte mein „Ich“ zu verlieren.
Was ist Derealisation und Depersonalisation?
Derealisation und Depersonalisation (kurz DP/DR) sind zwei Formen einer meist sehr unangenehmen Wahrnehmung von der eignenen Person und der Umwelt, die häufig im Zusammenhang mit Angst auftreten.
Derealisation beschreibt das Gefühl, dass die Welt um dich herum unwirklich, fremd oder wie in einem Traum erscheint.
Depersonalisation ist das Empfinden, von sich selbst losgelöst zu sein – als ob man sich von außen beobachtet.
In der Fachsprache spricht man bei Zuständen wie Derealisation und Depersonalisation oft von Dissoziation. Das bedeutet so viel wie „Abspaltung“ – also eine vorübergehende Trennung von Gefühlen, Gedanken oder der Wahrnehmung des Körpers.
Für viele Betroffene und auch mich eingeschlossen, lässt sich der Zustand folgendermaßen beschreiben:
Es ist, als wäre ein Schleier zwischen mir und der Welt.
Ich erkenne mich selbst im Spiegel nicht richtig.
Alles wirkt surreal und fühlt sich unecht an – und das macht mir Angst.
Warum treten diese Zustände auf?
DP/DR sind keine Krankheit im klassischen Sinne, sondern Symptome einer überlasteten Psyche – oft ausgelöst durch Angst, Stress oder traumatische Erfahrungen. Der Verstand schaltet in eine Art Notfallmodus, um dich zu schützen.
Kurz gesagt: Dein System versucht, dich zu entlasten – auch wenn es sich verstörend anfühlt.
Häufige Auslöser:
- Panikattacken
- Chronischer Stress
- Unverarbeitete Traumata
- Erschöpfung des Nervensystems
Das Gefährliche daran: Die Angst vor der Angst
Der Teufelskreis: Angst vor der Angst
Was DP/DR so belastend macht, ist oft nicht der Zustand selbst – sondern unsere Interpretation:
- DP/DR tritt auf
- Der Gedanke kommt: „Ich werde verrückt.“
- Daraus entsteht Panik
- Die Panik verstärkt die Symptome
- Der Kreislauf beginnt von vorn
Ich weiß: Es fühlt sich aussichtslos an. Doch dieser Kreislauf ist durchbrechbar – mit Geduld, Wissen und Unterstützung.
Was ist Dissoziation – und warum macht mein Gehirn das?
Dissoziation klingt im ersten Moment wie ein Fachbegriff aus der Klinik – dabei ist es etwas, das wir alle in unterschiedlicher Intensität erleben.
Dissoziation bedeutet im Kern: eine vorübergehende Trennung von Wahrnehmung, Emotion, Körperempfinden oder Identität.
Ein Schutzmechanismus des Nervensystems, der in sehr belastenden Momenten aktiviert wird.
Beispiel: Wenn du bei einem Unfall wie betäubt funktionierst – oder in einem stressigen Gespräch plötzlich „nicht mehr richtig da“ bist.
Dann dissoziierst du. Dein System versucht, dich kurzfristig zu schützen.
Was tun bei Derealisation – Notfall Checkliste?
Es gibt kein Wundermittel – aber effektive Wege:
- Verstehen, was passiert: Wissen ist der erste Schritt zur Beruhigung.
- Akzeptanz statt Widerstand: Die Symptome nicht bekämpfen, sondern annehmen, ohne Bewertung.
- Boden unter den Füßen: Achtsamkeit, Körperübungen, Meditation, bewusste Atmung – all das bringt dich zurück ins Hier und Jetzt.
- Regelmäßiger Rhythmus: Schlaf, Bewegung, Ernährung – sie stabilisieren dein Nervensystem.
- Sich mitteilen: Sprich mit Menschen, die dich verstehen – oder mit jemandem, der den Weg schon gegangen ist.
- Bewege deinen Körper
Springe leicht auf der Stelle. Klopfe deine Arme und Beine sanft ab. Rolle deine Schultern, kreise mit dem Kopf. Spüre dich selbst – du bist im Körper, nicht im Kopf. - Schau dich um. Sag laut:
Ich sehe… (z. B. „einen Stuhl“)
Ich höre… (z. B. „ein Vogelzwitschern“)
Ich fühle… (z. B. „meine Füße auf dem Boden“)
Ziel: Den Verstand in die Realität zurückholen – durch Sinneseindrücke. - Verzichte jetzt auf: Googeln, grübeln, „Warum passiert das?“-Fragen und Selbstanalyse.
All das verlängert den Zustand nur. Du brauchst jetzt Beruhigung, keine Erklärung.
Viele Menschen suchen verzweifelt nach Hilfe bei Derealisation und Depersonalisation – besonders, wenn Therapieplätze auf sich warten lassen.
Derealisation und Depersonalisation sind oft Reaktionen auf übermäßigen Stress oder nicht verarbeitete Ängste. Deshalb kann eine Psychotherapie ein sehr wirkungsvoller Weg sein, um die Ursachen tiefer zu verstehen und langfristig zu heilen.
Doch hier liegt oft das Problem: Viele Betroffene warten Wochen oder Monate auf einen Therapieplatz – und fühlen sich in dieser Zeit allein.
Trigger & Vorbeugung
Derealisation und Depersonalisation treten vor allem dann auf, wenn dein Nervensystem bereits überlastet ist. Häufige Trigger sind:
- Akuter oder chronischer Stress
- Schlafmangel
- Überreizung durch Lärm, Bildschirme, ständige Erreichbarkeit
- Emotionale Konflikte
- Körperliche Erschöpfung oder Krankheit
- Bestimmte Substanzen (Cannabis, Halluzinogene, hoher Koffeinkonsum)
Vorbeugen heißt, dein Nervensystem zu stabilisieren:
- Stress reduzieren und bewusst Pausen einplanen
- Schlaf priorisieren: 7–9 Stunden, feste Zeiten
- Regelmäßige Bewegung und ausgewogene Ernährung
- Reizüberflutung begrenzen (Offline-Zeiten, weniger Multitasking)
- Achtsamkeitsroutinen wie Meditation oder Atemübungen
Medikamente & DP/DR
Es gibt kein spezifisches Medikament „gegen“ DP/DR. Manchmal werden Medikamente verschrieben, um begleitende Symptome wie Angst oder Depression zu lindern – etwa Antidepressiva oder angstlösende Mittel.
Wichtig:
- Medikamente können helfen, den Angstkreislauf zu unterbrechen, sind aber selten allein die Lösung.
- Bestimmte Substanzen (Cannabis, LSD, MDMA, hohe Koffeinmengen) können DP/DR auslösen oder verstärken.
- Änderungen an der Medikation sollten immer ärztlich begleitet werden.
Der Schlüssel liegt in einer Kombination aus Wissen, Selbstregulation und – falls nötig – therapeutischer Unterstützung.
Derealisation / Depersonalisation vs. Psychose
Eine der größten Ängste bei DP/DR ist: „Was, wenn ich verrückt werde?“
Der entscheidende Unterschied:
- Bei DP/DR weißt du, dass sich deine Wahrnehmung verändert hat – du kannst es beobachten und benennen.
- Bei einer Psychose verliert man den Realitätsbezug und erkennt nicht, dass die Wahrnehmung verzerrt ist.
Dieses Bewusstsein ist das klare Zeichen: DP/DR ist kein Hinweis auf Psychose oder „Wahnsinn“. Es ist ein Angstsymptom – unangenehm, aber nicht gefährlich.
DP/DR im Alltag managen
Auch wenn DP/DR anstrengend ist – du kannst handlungsfähig bleiben.
- Fester Tagesrhythmus gibt Sicherheit.
- Sinnesanker setzen (sehen, hören, fühlen) – besonders in Gesprächen.
- Bewegung einbauen: Spazieren, Stretching, leichtes Training.
- Aufgaben in kleine Schritte unterteilen.
- Reizarme Pausen statt Handy-Scrollen.
- Offenheit im Umfeld: Wer Bescheid weiß, kann unterstützen.
Mit der Zeit wirst du merken: Die Symptome verlieren ihren Schrecken, wenn du weißt, wie du im Alltag stabil bleibst.
Coaching als wertvolle Unterstützung auf dem Weg
In dieser Lücke kann achtsames, erfahrungsbasiertes Coaching helfen:
- Du bekommst sofort Stabilisierungshilfe – mit Tools, Übungen und Wissen.
- Du lernst, was in deinem Nervensystem passiert – und wie du akut und langfristig regulieren kannst.
- Du bist nicht allein mit deinen Gedanken und Ängsten – ich begleite dich in dieser Übergangsphase.
Wichtig:
Ich ersetze keine Therapie – aber ich kann dir helfen, den Boden unter den Füßen zurückzugewinnen, bis du professionelle therapeutische Hilfe bekommst. Coaching kann auch begleitend zur Therapie sinnvoll sein, um Körper, Alltag und innere Haltung praktisch zu stärken.
Du bist nicht allein
Wenn du das hier liest und dich wiedererkennst: Du bist nicht verrückt.
Du bist ein Mensch, der gerade mit Angst kämpft – und der heilen kann.
Ich weiß, wie real die Verzweiflung wirkt. Und ich weiß auch: Es geht vorbei. Mit Geduld, Wissen und Unterstützung.
Wenn du möchtest, begleite ich dich auf diesem Weg – buche dir hier dein kostenloses Erstgespräch und wir schauen gemeinsam, wie du wieder festen Boden unter den Füßen bekommst..
FAQ – Häufig gestellte Fragen zu Derealisation, Depersonalisation und Angst
1. Was ist Derealisation?
Derealisation ist ein Zustand, in dem sich die Umwelt plötzlich unwirklich, fremd oder wie im Traum anfühlt. Farben, Geräusche oder Entfernungen wirken verzerrt – obwohl man weiß, dass die Welt real ist.
2. Was ist der Unterschied zwischen Derealisation und Depersonalisation?
Bei Derealisation wirkt die Umwelt fremd. Bei Depersonalisation fühlt man sich von sich selbst losgelöst – wie ein Beobachter des eigenen Lebens. Beide Zustände treten oft gemeinsam auf.
3. Ist Derealisation gefährlich?
Nein. So verstörend das Erleben auch ist – Derealisation ist nicht gefährlich und kein Zeichen von Verrücktheit. Sie ist eine Schutzreaktion des Gehirns auf extreme Angst oder Überforderung.
4. Warum tritt Derealisation auf?
Meist tritt Derealisation als Folge von Angstzuständen, Panikattacken, chronischem Stress oder nach Traumata auf. Der Körper geht in eine Art Notfallmodus, bei dem sich die Wahrnehmung verändert.
5. Wie fühlt sich Dissoziation an?
Dissoziation fühlt sich an, als wäre man nicht ganz da – losgelöst vom Körper, den Gedanken oder der Realität. Betroffene beschreiben es als „wie in Watte“, „neben sich stehen“ oder „nicht wirklich ich selbst sein“.
6. Was hilft akut bei Derealisation?
Atemübungen, Achtsamkeit, Bewegung, Sinnesfokussierung (sehen, fühlen, hören) und Selbstberuhigung können helfen, sich wieder zu verankern. Eine Notfall-Checkliste findest du weiter oben im Artikel.
7. Wann sollte ich therapeutische Hilfe suchen?
Wenn Derealisation oder Depersonalisation länger anhält oder den Alltag stark beeinträchtigt, ist eine psychotherapeutische Begleitung sinnvoll – besonders wenn traumatische Erfahrungen beteiligt sind.
8. Kann Coaching bei Derealisation helfen?
Ja – Coaching ersetzt keine Therapie, aber es kann unterstützen, stabilisieren und Orientierung geben, besonders wenn man auf einen Therapieplatz wartet oder zusätzliche Begleitung sucht.
9. Welche Rolle spielt das Nervensystem bei DP/DR?
DP/DR ist oft Ausdruck eines übererregten oder dysregulierten Nervensystems. Stress, Angst oder Überforderung können dazu führen, dass der Körper „ausklinkt“ – als Schutzmechanismus.
10. Ist Dissoziation heilbar?
Dissoziation ist veränderbar. Sie kann sich mit der richtigen Unterstützung zurückbilden – und du lernst, dein System langfristig zu stärken.