Ich erinnere mich noch ganz genau an meine erste Panikattacke. Es war 2011, an einem Montagmorgen, im wöchentlichen Jour Fixe bei meinem damaligen Arbeitgeber. Wir saßen alle zusammen im Meetingraum. Jede Person war der Reihe nach dran, kurz zu erzählen, was in der kommenden Woche anstand. Eigentlich eine alltägliche Routine, doch in mir baute sich mit jedem Kollegen, der sprach, ein immer stärkerer Druck auf. Ich wusste: Gleich bin ich an der Reihe, gleich schauen mich alle an.
Mein Herz fing an zu rasen, Schweiß trat mir auf die Stirn, meine Hände zitterten. Der Drang, einfach aufzustehen und den Raum zu verlassen, wurde immer größer. Ich spürte, wie mir die Luft wegblieb. Der Gedanke, ohnmächtig zu werden oder sogar zu sterben, schoss mir durch den Kopf. Ich hatte keine Ahnung, was da gerade mit mir geschah – und so begann mein Weg mit Panikattacken.
Die ersten Wochen: Angst vor der Angst
Nach dieser ersten Attacke war nichts mehr wie vorher. Von da an hatte ich fast täglich mehrere Panikattacken. Sie kamen in den unterschiedlichsten Situationen: beim Einkaufen, im Auto, manchmal einfach zu Hause auf der Couch. Es war, als ob mein Körper jederzeit in Alarmbereitschaft war – ohne Vorwarnung, ohne Kontrolle.
Die Gedanken dabei waren immer die gleichen: „Ich sterbe gleich.“ – „Ich werde verrückt.“ – „Ich verliere die Kontrolle.“ Diese Sätze hämmerten mir in den Kopf, jedes Mal, wenn mein Herz raste oder mein Atem schneller wurde. Wer noch nie eine Panikattacke erlebt hat, kann sich schwer vorstellen, wie real diese Angst wirkt. Es fühlt sich nicht an wie ein „bisschen Nervosität“ – es ist pure Todesangst.
Zusätzlich zu den Panikattacken bekam ich noch Depersonalisation und Derealisation. Doch darum soll es in diesem Artikel nicht gehen. Falls dich das Thema interessiert, schau dir gerne diesen Artikel an: Der
Was sind Panikattacken eigentlich?
Um es klarer zu machen: Eine Panikattacke ist ein plötzlicher, intensiver Angstanfall. Der Körper schüttet dabei Stresshormone wie Adrenalin aus, was zu Symptomen wie Herzrasen, Schwindel, Atemnot, Zittern, Schweißausbrüchen und Engegefühlen in der Brust führt. Für Betroffene fühlt es sich an, als würde der Körper komplett außer Kontrolle geraten.
Typische Symptome einer Panikattacke sind:
- Herzrasen oder Herzstolpern
- Engegefühl in der Brust oder Atemnot
- Schwindel oder Benommenheit
- Hitzewallungen oder Schüttelfrost
- Zittern, Kribbeln oder Taubheitsgefühle
- das Gefühl, den Verstand zu verlieren oder zu sterben
Das Tückische ist: Je mehr man diese Symptome spürt, desto größer wird die Angst. Das nennt man auch die „Angst vor der Angst“.
Mein Umgang mit Panikattacken
In den ersten Monaten habe ich vieles ausprobiert, um mit den Attacken klarzukommen. Am Anfang war Ablenkung das Einzige, was ein bisschen half – rausgehen, mit jemandem sprechen, irgendetwas tun, um nicht auf meinen Körper zu achten.
Dann begann ich, mich intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ich las alles, was ich in die Hände bekam, über Panikattacken, Angststörungen und Angstbewältigung. Allein zu wissen, dass diese Symptome harmlos sind und niemand an einer Panikattacke stirbt, war ein wichtiger Schritt.
Auch Sport wurde für mich ein Rettungsanker. Wenn mein Körper in Bewegung war, hatte ich das Gefühl, die überschüssige Energie, die Angst und Anspannung verursachten, wieder rauszulassen.
Panikattacken loswerden – geht das überhaupt?
Vielleicht fragst du dich, ob Panikattacken jemals wieder verschwinden können. Meine klare Antwort: Ja!
Heute – viele Jahre später – habe ich keine Panikattacken mehr. Sie sind komplett aus meinem Leben verschwunden. Es war kein schneller Prozess, sondern ein Weg in kleinen Schritten. Aber es war möglich.
Ich möchte dir mitgeben: Auch wenn Panikattacken dich im Moment vielleicht fest im Griff haben, auch wenn du Angst hast, dass du nie wieder normal leben kannst – es ist möglich, diese Phase hinter dir zu lassen. Dein Körper kann lernen, wieder in Ruhe zu kommen. Dein Geist kann lernen, die Angst nicht mehr zu fürchten.
Tipps, die mir geholfen haben
Vielleicht helfen dir diese Schritte genauso wie mir:
- Wissen ist Macht
Verstehe, was Panikattacken sind. Informiere dich über Symptome und Ursachen. Schon allein das nimmt viel Angst. - Atemübungen
Konzentriere dich auf langsames, tiefes Atmen. Zum Beispiel: vier Sekunden einatmen, sechs Sekunden ausatmen. Das signalisiert deinem Nervensystem, dass keine Gefahr besteht. - Sport und Bewegung
Regelmäßige Bewegung baut Stresshormone ab und stärkt dein Körpergefühl. - Gedanken beobachten
Versuche, nicht sofort jedem Gedanken zu glauben. Nur weil dein Körper Alarm schlägt, heißt das nicht, dass du stirbst oder verrückt wirst. - Geduld mit dir selbst
Panikattacken verschwinden nicht über Nacht. Aber mit der Zeit wirst du merken, dass sie seltener werden – und irgendwann ganz verschwinden können.
Meine Botschaft an dich
Wenn ich heute zurückschaue, bin ich dankbar für diese Erfahrung. Sie hat mir gezeigt, wie stark unser Geist ist – und dass Heilung möglich ist. Panikattacken haben mich damals fast aus der Bahn geworfen, aber sie haben mir auch den Weg gezeigt, mich tiefer mit mir selbst auseinanderzusetzen.
Und genau das möchte ich dir mitgeben: Du kannst es schaffen. Egal, wie aussichtslos es sich gerade anfühlt, egal wie oft die Angst dich überrollt – du bist nicht ausgeliefert. Panikattacken sind kein lebenslanges Urteil, sondern ein Zustand, der veränderbar ist.